Zum Hauptinhalt springen

Leiter Peter Stumpp sagt Tschüss

Ära an der Schickhardt-Schule endet

Nach 19 Jahren als Leiter der Heinrich-Schickhardt-Schule in Freudenstadt geht Oberstudiendirektor Peter Stumpp in den Ruhestand. Der 64-Jährige ist mit sich im Reinen. Nur eine Sache wurmt ihn.

Neue Zeitrechnung an der Heinrich-Schickhardt-Schule in Freudenstadt: Nach 19 Jahren als Schulleiter geht Oberstudiendirektor Peter Stumpp in den Ruhestand. Der 64-Jährige ist mit sich und der Schule im Reinen. Nur eine Sache wurmt ihn.

Zum Monatsende räumt Oberstudiendirektor Peter Stumpp sein Büro in der Chefetage der Heinrich-Schickhardt-Schule und übergibt die Position an seine Stellvertreterin Ursula Wolf. Unter seiner Ägide haben sich die gewerblichen Schulen in vielerlei Hinsicht weiterentwickelt. Aber, und darauf legt Peter Stumpp großen Wert, der Bildungs- und Erziehungserfolg hat an seiner Schule viele Mütter und Väter.

Schaffiges Kollegium

Denn das Kollegium habe nach guter schwäbischer Tradition "net viel g’schwätzt, sondern anpackt". Diese Macher-Mentalität ringe ihm noch heute höchsten Respekt ab. Eine glückliche Fügung sei dabei seine vertrauensvolle, effektive Zusammenarbeit mit Ursula Wolf gewesen. Von 2012 an war sie, beruflich gesehen, als Stellvertreterin die Frau an seiner Seite. Wolf selbst beschreibt das Schulleitungsduo als "bärenstarkes Team", das sich "bestens ergänzt" habe. Peter Stumpp verfügt nach ihrer Einschätzung über das große Talent, Potenziale bei den Mitarbeitern zu erkennen und zu fördern.

Stumpps berufliche Vita offenbart eine enge Verzahnung zwischen Wirtschaft und Technik. Dies zeigt sich an dem für damalige Verhältnisse ungewöhnlichen Studiengang Betriebswirtschaftslehre und Fertigungstechnik an der Universität Stuttgart, den er nach dem Abitur am Technischen Gymnasium in Freudenstadt ergriff. Die daraus gewonnenen Kompetenzen waren ihm an seinen Arbeitsstellen von großem Nutzen. Erste Erfahrungen mit elektronischer Datenverarbeitung weckten in ihm den Ehrgeiz, an geeigneter Stelle die Informatik sukzessive weiterzuentwickeln. Das bescherte ihm beispielsweise bei einem Informatikunternehmen in Fellbach die Projektleitung für die Einführung kaufmännischer Software bei mittelständischen Unternehmen.

Der zunehmende Erfolg hatte jedoch seinen Preis: Bei einem 12- bis 14-stündigen Arbeitstag kam die Familie mit Ehefrau und drei kleinen Söhnen zu kurz. Nach reiflicher Überlegung entschloss sich Peter Stumpp, trotz beträchtlicher wirtschaftlicher Einbußen, zu einem Referendariat an der kaufmännischen Schule in Backnang. Weitere berufliche Stationen waren die kaufmännische Schule in Calw und die Eduard-Spranger-Schule in Freudenstadt, wo er eine Fachabteilungsleitung übernahm.

Heimatort Alpirsbach

Das veranlasste die Familie dazu, nach Alpirsbach umzuziehen, dorthin, wo Stumpp aufgewachsen ist. 2002 wechselte er auf die Schulleiterstelle der Heinrich-Schickhardt-Schule. In diese Position wuchs er schnell hinein, dank eines "voll mitziehenden Kollegiums". Stumpps pädagogischer Impetus sah vor, "alle Schüler einzubinden" – unabhängig von den unterschiedlichen Voraussetzungen. Das erwies sich bei der Vielzahl von Ausbildungsgängen sowohl im Voll- als auch im Teilzeitbereich als Herausforderung.

Seine Überzeugung nahm beispielsweise Gestalt an in den Kooperationen mit der Eichenäcker- und der Christophorusschule und führte zur Einrichtung der Sonderberufsschule Metallfeinbearbeitung als dreijährigen Ausbildungsgang in Verzahnung mit der Glattener Firma Schmalz.

Wann immer es um Neuorientierung des Schulwesens ging, war die Heinrich-Schickhardt-Schule dabei. Als Beispiele stehen die Entwicklung der Operativ Eigenständigen Schule (OES) und die seit 2015 forcierte Digitalisierung, die sich besonders zu Coronazeiten bewährt habe. Stolz ist Stumpp auch auf die gelungene Profilierung des Technischen Gymnasiums. Was ihn wurmt, ist, dass im Laufe der Zeit fünf handwerkliche Berufe an der Schule, darunter Bauzeichner, Bäcker und Maurer, komplett verloren gingen.

Abschied ohne Tamtam

Als Ausschussmitglied bei der Handwerkskammer Reutlingen pflegte er ein vertrauensvolles Verhältnis zu dieser berufsständischen Organisation. Auch die Zusammenarbeit mit der Industrie- und Handelskammer funktionierte gut. Auf seinen ausdrücklichen Wunsch hin geht der Abschied "ohne Tamtam" über die Bühne. Langeweile wird im Ruhestand nicht aufkommen. Außer in den Garten drängt es den 64-Jährigen nach einer gewissen Übergangszeit in den Süden. In Begleitung seiner Frau Regina, einer ebenfalls pensionierten Lehrerin, soll es dann, sofern Corona keinen Strich durch die Rechnung macht, im Wohnmobil ein paar Wochen lang unter anderem nach Portugal gehen.

Musik wird im Haus Stumpp großgeschrieben. Das ermuntert den Ehemann, nach langer Pause wieder einmal das Saxofon auszupacken. Wer weiß: Womöglich wächst so im Schulterschluss mit der Ehefrau, die ein ganzes Arsenal an Instrumenten spielt, ein Musikduo heran, von dem man auf längere Sicht noch zu hören vermag.